Archivausgabe
Brennpunkt

Online vs. offline Wo ziehen Sie eine Grenze?

Dominic Baldegger, 27

Wirtschaftsinformatik 8. Semester

Bewusst offline gehe ich in der Regel nicht. Bevor ich schlafen gehe, schalte ich mein Smartphone auf lautlos. Ich bin dann zwar nicht offline, aber Nachrichten oder Anrufe stören mich so nicht. Momentan habe ich nur im Büro Zugriff auf meine Geschäftsmails. Deshalb empfinde ich grundsätzlich keinen Stress. Wäre dies anders, müsste ich die Situation neu bewerten. In studentischen Projektarbeiten kommunizieren wir viel via Whatsapp und verteilen darüber auch Aufträge. Um dem Stress keine Chance zu geben, ist es mir wichtig, dass die Aufträge mit genügend Vorlauf aufgegeben werden. Nicht, dass es heisst: «Bis übermorgen ist das erledigt».

Sean McErlean, 22

Wirtschaftsinformatik 6. Semester

Ich ziehe nicht bewusst eine Grenze zwischen offline und online. Ausklinken tue ich mich automatisch beim Sport oder bei Unternehmungen – da können Antworten auf Textnachrichten oder E-Mails auch mal einige Stunden warten. Nachvollziehen kann ich den Zusammenhang zwischen der Digitalisierung und dem Stressempfinden nicht wirklich. Ich sehe das Problem eher in der fehlenden Abgrenzung zwischen Freizeit und Arbeitszeit. Wer ständig ausserhalb der Arbeitszeiten seine E-Mails checkt, ist in vielen Fällen selbst schuld und darf sich auch nicht beklagen, wenn er nicht abschalten kann. Stress ist in meinen Augen eine Einstellungssache.

Samuel Porter, 29

Wirtschaftsinformatik 8. Semester

Für mich gibt es die Grenze zwischen offline und online nicht mehr. Wenn heutzutage etwas «offline» ist, ist es veraltet und für meinen täglichen Anwendungsbedarf nicht zu gebrauchen. Ich verwalte meine gesamte private Administration sowie praktisch alle weiteren Daten, Messages, Schuldokumente etc. online. Die Trennung zwischen Arbeit und Privatem ist bereits seit längerem verschwunden. Jedoch sehe ich persönlich keine Gefahr darin. Ich begrüsse die steigende Vernetzung aller Devices und die Vermischung von Privatem und Geschäftlichem, da ich mich als Arbeitnehmer mit der Arbeit identifiziere und auch dadurch repräsentiert werden will.

Barbara Baumann, 37

Projektleiterin IDEE-FHS und Fachreferentin im IDKS-Modul

Beruflich wie privat ist unser Alltag von Digitalisierung und Vernetzung geprägt. Dies führt bei manchen von Reizüberflutung, sinkender Aufmerksamkeit und Frustration bis zu digitaler Demenz, weil sich das Gehirn in einem permanenten Stress-Zustand befindet. Je stärker Megatrends wirken, desto mächtiger werden Gegentrends. Anzeichen für eine analoge Gegenrevolution finden wir überall um uns herum – im Luxus- und Lifestylebereich besonders: Manufaktur-Produkte, mechanische Uhren, hochwertige Print-Magazine, Slow-Food. Entschleunigung und Haptik erleben eine Renaissance. All diese Phänomene haben die Sehnsucht nach Offline gemeinsam.

Pascal Karrer, 26

Wirtschaftsinformatik 8. Semester

Ich zähle mich auch zu den Constant Checker. Sobald eine E-Mail eingeht, lese ich sie. Mit den Push-Nachrichten von Newsseiten wie watson.ch oder Whatsapp meldet sich das Smartphone dutzende Male am Tag. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, weshalb ich das auch nicht als Stress empfinde. Um mir bewusst eine Auszeit einzuräumen, versuche ich das Smartphone in den Ferien so oft wie möglich zu Hause zu lassen und mich so auszuklinken. Meine Arbeits-E-Mail habe ich bewusst nicht mit meinem Smartphone synchronisiert, damit ich nicht jederzeit mit den Gedanken bei der Arbeit bin.

Text und Bilder:
Celina Heiniger und Lea Müller

INFORMATIONSDESIGN IM WEB

Das Web ist längst die massgebliche Technologie unserer Gesellschaft. Im Zentrum der Blockwoche «Informationsdesign im Web» im Rahmen des Interdisziplinären Kontextstudiums (IDKS) an der FHS St.Gallen stehen die professionelle Nutzung der verschiedenen technischen Möglichkeiten und die selbstständige Erstellung eines Webauftrittes oder Social-Media-Profils. Darüber hinaus setzt sich das Modul auch kritisch mit dem Thema auseinander: Welche Strategien verfolgen wir im Umgang mit sozialen Online-Identitäten? Welchen Einfluss haben personalisierte Relevanzmodelle der Suchmaschinen, die auf ebendiese Online-Profile zugreifen, auf uns als Nutzer, als Inhalts-Anbietende oder als Werbetreibende? Die Redaktion hat bei Studierenden und Dozierenden des Moduls eine Umfrage zu den Grenzen zwischen «online» und «offline» und ihrem Umgang damit gemacht.