Lea Müller
Die Jugendlichkeit so lange wie möglich erhalten und zufrieden alt werden – wer wünscht sich das nicht? Der bekannte Schweizer Sportarzt Beat Villiger befasst sich seit Längerem mit der Frage, wie wir gesund altern können, und ist überzeugt: Es sind drei Hauptfaktoren, die ein langes Leben begünstigen.
«Wollt ihr eigentlich ewig leben?» – Schon der Titel lässt ein unterhaltsames und auch augenzwinkerndherausforderndes Referat vermuten. Und Beat Villiger bestätigt mit seinem Auftritt am Networking-Tag der FHS Alumni alle Erwartungen. Wobei er den einen oder anderen im Publikum gleich zum Einstieg enttäuschen muss: «Wir werden dank des medizinischen Fortschritts zwar immer älter, aber 150 Jahre? Das können wir vergessen.» Solange wir das Rätsel der Zellalterung nicht gelöst hätten, habe der Aufwärtstrend des maximalen Lebensalters ein Ende – und zwar bei etwa 115 Jahren.
Das ewige Leben – ob man dieses denn wollen würde oder nicht – ist für die Menschheit (noch) unerreichbar. Ein langes, zufriedenes Leben hingegen nicht, wie Villiger aufzeigt. Er ist überzeugt, dass wir durch einen «Life Style Change» gesünder alt werden können: Bewegung, mentale Gesundheit und Ernährung sind die drei wesentlichen Faktoren. Der Arzt stützt sich auf drei grosse Populationsstudien, die den Einfluss des Lebensstils auf die Gesundheit bei genetisch unterschiedlichem Risiko untersucht haben. «In unserer Gesellschaft sind bis zu 50 Prozent aller nichtübertragbaren Krankheiten und der dadurch hervorgerufenen frühzeitigen Todesfälle direkt oder indirekt durch Life-Style-Faktoren bedingt», zitiert er aus dem WHO Health Report.
Doch was bedeutet gesunde Ernährung? Wie viel Bewegung ist gesund? In seinem Referat betont Beat Villiger: «Ein Life Style Change bedeutet nicht, zu verzichten, sondern anders zu geniessen.» Er selbst sei ein Bonvivant, esse für sein Leben gerne und geniesse einen guten Tropfen Wein. Für den «Gesundheitseffekt» sei der grössere Konsum von gesunden Nahrungsmitteln wichtiger als der Verzicht auf weniger gesunde Ernährung. Wer sich unter der Woche zum Beispiel strikt mediterran ernähre, könne am Wochenende auch einmal «über die Stränge schlagen». Aber ohne Bewegung sei alles für die Katz, so Villiger. Der bewegte Mensch lebe glücklicher, sei belastbarer und leide weniger unter Depressionen als der unbewegte Mensch. «Kein anderes Medikament ist ähnlich effektiv wie die körperliche Aktivität.» Und was ist gesünder: Mehrmals pro Woche kurze, intensive Trainings oder ausgiebiger Sport am Wochenende? Der Effekt sei genau der gleiche, sagt Villiger: «Wie bei jedem Medikament kommt es auf die richtige Dosierung an. Eine untere und eine obere Limite sollten nicht überschritten werden.»