Brennpunkt
Generationenwechsel par excellence
Basil Höneisen
Von Alt zu Jung: Die Goldener Mode AG in Appenzell existiert seit 90 Jahren – und ist seit jeher im Besitz der Familie. Unterdessen ist die vierte Generation an der Führungsspitze. Darunter auch FHS-Absolvent Michael Goldener. Die Führungsübergabe sei ein fortdauernder Prozess, bei dem es aber nicht um Unterschiede zwischen den Generationen gehe, sagt er.
Führung nach alter Schule. Michael Goldener erinnert sich: «Wie es damals üblich war, führte mein Grossvater relativ hierarchisch.» Bereits mit der Übergabe an die nächste Generation habe sich dies allerdings geändert: kooperativ, flache Hierarchien und gelebte Kundennähe – so beschreibt Goldener den Stil, den seine Eltern pflegten. «Genau so versuchen nun auch wir, unsere Mitarbeitenden zu führen.» Michael Goldener ist nicht alleiniger Inhaber der Firma. Seiner Schwester, seinem Cousin und seiner Cousine gehören ein ebenso grosser Anteil. «Wenn ich den Führungsstil meiner Eltern mit dem unsrigen vergleiche, sehe ich keine wesentlichen Unterschiede. Sie lebten uns bereits früh vor, wie Harmonie erreicht wird.
Mitarbeitende sahen sie als grösstes Kapital, und bei Problemen suchten sie stets das Gespräch», sagt Goldener. Gerade Letzteres, davon ist der Unternehmer überzeugt, sei unabdingbar für einen reibungslosen Generationenwechsel. Seine Familie ist bereits fünf Jahre vor der Übergabe zusammengesessen, um alles zu besprechen – gar mit externer Beratung. Stets hätten sie die bewusste Auseinandersetzung mit der Thematik gesucht. «Aber das reichte natürlich nicht. Das Ganze war ein Prozess, der bis heute andauert.»
Erfolg, der sich begründen lässt
Was macht ein Unternehmen in einer herausfordernden Branche wie jener der Mode 90 Jahre lang erfolgreich? Für Michael Goldener ist klar: «Unsere Firmenstrategie, flache Hierarchien und eine gelebte Kundennähe.» Strategisch ist die Goldener Mode AG so aufgestellt, dass ihr unterdessen etliche Geschäfte in der Ostschweiz gehören, sie diesen aber nicht einfach den Stempel «Goldener Mode AG» aufdrückt. Im Gegenteil. «Jedes unserer Geschäfte hat einen eigenen Auftritt – Name, Logo, Standort. Dadurch erreichen wir ganz unterschiedliche Zielgruppen», sagt Goldener. Dies geht mit der flachen Führungsstruktur einher: Die vier Inhaber führen unterschiedliche Geschäfte – so können sie sich operativ ergänzen und voneinander profitieren. Ausserdem werden ihre Mitarbeitenden bereits in den Einkauf involviert. «Damit identifizieren wir uns alle gemeinsam mit unserem Handwerk.» Der dritte Punkt, die gelebte Kundennähe, ist dem Familienbetrieb besonders wichtig. So oft wie es nur geht, steht Michael Goldener selbst im Laden, berät Kundinnen und Kunden und versucht, deren Wünsche optimal zu erfüllen. «So bin ich mitten im Geschehen. Das haben mich meine Eltern bereits früh gelehrt.» Ein Generationenwechsel par excellence.