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Brennpunkt

Berufswahl Architektin Sina Gruber

Andrea Sterchi

Berufswunsch: Architektin. Lange hat Sina Gruber diesem nicht nachgegeben. Sie versuchte sich in der Pflege, wollte Logopädin werden, schnupperte in die kaufmännische Ausbildung hinein. Nirgends fühlte sie sich richtig aufgehoben. Bis jetzt im Praktikum in einem St.Galler Architekturbüro.

So schnell gibt Sina Gruber nicht auf. Nicht, wenn sie ein Ziel hat. Lange musste die Fussballerin verletzungsbedingt pausieren. Seit Kurzem steht sie wieder für den FC St.Gallen auf dem Platz. Was beim Sport gilt, gilt auch bei der Berufswahl. Ursprünglich wollte Sina Gruber nach der Fachmatura mit Vertiefung Gesundheit Physiotherapeutin lernen. «Während meiner Verletzung habe ich einen Einblick in den Beruf erhalten und merkte, dass er nichts für mich ist», sagt die 20-Jährige. Im Pflegepraktikum im Spital entscheidet sie, dass sie gar nicht im Gesundheitsbereich arbeiten will. Die Matura macht sie trotzdem.

Die Schweiz ist gebaut

Was nun? Logopädin? Sie macht ein Praktikum in einem Kindergarten. Die Arbeit mit Kindern gefällt ihr, aber als Beruf reizt sie sie nicht. Es folgt ein KV-Praktikum mit der Absicht, später Wirtschaftsrecht zu studieren – eine sichere Jobperspektive. Das passt ebenfalls nicht richtig. Eine Laufbahnberatung ergibt, dass Sina Gruber ein gutes Vorstellungsvermögen hat und ihr genaues und präzises Arbeiten liegt. Eigenschaften, die eine Architektin braucht. Mit diesem Beruf hat sie immer geliebäugelt. Nur dachte sie: «Die Schweiz ist gebaut. Es gibt zu viele Architekten.» Zudem sei es eine harte Branche, in der es Frauen nicht einfach haben, sich durchzusetzen.

Das erste eigene Modell

Letztlich wollte sie es doch wissen. Seit Anfang September absolviert Sina Gruber bei Finger Architekten in St.Gallen ein Praktikum. Bis jetzt haben sich ihre Erwartungen voll erfüllt. «Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie ein Gebäude entsteht, vom Plan über das Modell bis zum realen Objekt.» Am ersten, eigenen Modell hat sie kurz nach Praktikumsbeginn gearbeitet. Die Arbeit mit den Händen gefällt ihr. «Das ist ein guter Ausgleich zum Computer.» Ihr Vorstellungsvermögen kommt ihr jetzt zugute. «Wenn ich mir Pläne anschaue, dann sehe ich das fertige Gebäude vor mir.» Ein Architekturstudium reizt sie immer mehr. Wichtig ist ihr, den theoretischen Hintergrund mit einem starken Praxisbezug zu lernen. «Vom Studium erwarte ich, dass ich mich entfalten, darin wachsen kann.» Und welche Architektur gefällt ihr? «Mir imponieren Gebäude, die einen eigenen Charakter haben, sich aber trotzdem in die Umgebung einfügen. Wenn sie speziell sind, aber passen.» Architektur sei Geschmackssache. Interessant findet sie die Frage, wieso ein Gebäude passt. «Eine Architektin kann die Umwelt mitgestalten. Spannend ist die Verbindung des Künstlerischen mit dem technisch Machbaren.»