Archivausgabe
Erkenntnis

Jedes zweite Unternehmen hilft beim Stressabbau

Adrian Giger/Daniel Jordan

Ein Monitoring-Bericht der FHS St.Gallen zur betrieb­lichen Gesundheitsförderung in Ost-schweizer Unternehmen zeigt: Unternehmen erkennen den Wert eines ganzheitlichen Gesundheitskonzeptes und setzen verschiedene Massnahmen ein. Das Befinden der Mitarbeitenden  rücken sie dabei zunehmend in den Fokus.

Wie steht es um die betriebliche Gesundheitsförderung in Ostschweizer Unternehmen? Welche Massnahmen werden eingesetzt und welche gewinnen in Zukunft an Bedeutung? Um diese Fragen zu klären, hat das «Forum BGM – Betriebliches Gesundheitsmanagement Ostschweiz» das Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS beauftragt, die gegenwärtige Situation zu untersuchen. Der kürzlich erschienene Monitoring-Bericht 2019 gibt dazu Antworten.

An der Umfrage, die im Juni und Juli 2019 durchgeführt wurde, nahmen mehrheitlich Geschäftsführende von 665 kleinen und mittelgrossen Unternehmen teil. Über die Hälfte davon stammt aus dem Kanton St.Gallen, überwiegend aus folgenden Branchen: Gesundheits- und Sozialwesen, Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren, Baugewerbe/Bau sowie Dienstleistungsunternehmen. Die andere Hälfte kommt aus den Kantonen Thurgau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und dem Fürstentum Liechtenstein.

Konsequent gegen Mobbing und Belästigung vorgehen 

Die Umfrageteilnehmenden setzen zur Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeitenden unterschiedliche Massnahmen ein. Einige solcher Massnahmen setzen neun von zehn Unternehmen um: Eine erste essenzielle Massnahme besteht darin, dass Unternehmen bei Anzeichen von Belästigung oder Mobbing konsequent eingreifen. Des Weiteren wird gemäss den Befragten den Mitarbeitenden ausreichend Zeit für die Aufgabenbewältigung zur Verfügung gestellt und eine wertschätzende Feedbackkultur gelebt. Die Unternehmen lassen ihre Mitarbeitenden ­zudem ihre Arbeitsabläufe und Aufgabeneinteilung aktiv mitgestalten. Eine systematische Absenzenerfassung wird ebenfalls bei fast allen Unternehmen durchgeführt.

Zu welchen Themen soll Ihr Betrieb weitere Massnahmen treffen? (Top 5 Antworten Mehrfachauswahl)
Massnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements, die in den kommenden Jahren in Ostschweizer Unternehmen an Bedeutung gewinnen werden.

Mehr Stressabbau und Entspannung

Gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2016 konnten einige Veränderungen festgestellt werden. Fast jedes zweite Unternehmen ergreift inzwischen Massnahmen zum Stressabbau und zur Entspannung. Dies stellt die grösste positive Veränderung zur letzten Erhebung dar (+  6 %  ). Zudem bieten mittlerweile 74 % der Unternehmen ergonomische Arbeitsplätze an (+  5 %  ). Weiter zum Positiven verändert haben sich Belastungsfaktoren wie häufige Arbeitsunterbrechungen, Termindruck und Überstunden.

Im Vergleich zur Befragung vor drei Jahren bieten lediglich noch 60 % der befragten Unternehmen Unterstützung bei Suchtproblemen an, was einem Rückgang von 13 % entspricht und somit die grösste negative Veränderung darstellt. Von 95 % auf 87 % reduzierte sich der Aspekt «Klärung der Aufgaben und Verantwortung der einzelnen Mitarbeitenden». Etwas weniger stark umgesetzt werden Massnahmen zur Förderung der Konfliktfähigkeit der Mitarbeitenden (-  4 %  ).

Fehlendes Gesamtkonzept der Gesundheitsförderung

Gemäss der Erhebung verfügt die Hälfte der Befragten aktuell über kein implementiertes Gesamtkonzept zur betrieblichen Gesundheitsförderung und plant auch keines. 32  % sind auf dem Weg, ein Konzept zu erarbeiten, und 17% verfügen bereits über ein Gesamtkonzept. Unterstützung  vom Forum BGM Ostschweiz für die betriebliche Gesundheitsförderung wünscht sich jedes fünfte Unternehmen. Rund ein Drittel möchte mehr Unterstützung des Branchenverbands, aus dem persönlichen Umfeld oder von der SUVA erhalten. Nur jeder Zehnte wünscht sich hingegen von einer externen Beratungsfirma Unterstützung. In Bezug auf die finanziellen und personellen Ressourcen ist rund die Hälfte der befragten Unternehmen der Meinung, dass in ihrem Betrieb ausreichende Mittel für die betriebliche Gesundheitsförderung zur Verfügung stehen.

Das Forum BGM Ostschweiz, Auftraggeber der Studie, gewann in den letzten drei Jahren deutlich an Bekanntheit, sodass über die Hälfte der Befragten das Forum unterdessen kennt. Dies ist beachtlich und stellt einen positiven Leistungsausweis für das Forum und seine Tätigkeiten dar.

Gemäss den Umfrageteilnehmenden werden in Zukunft unterschied­liche Massnahmen an Bedeutung gewinnen. Ein wichtiger Punkt ist das Gesamtkonzept zur Gesundheitsförderung. 33% der Unternehmen planen hierzu ergänzende Massnahmen. Ein weiterer Punkt, der die Ostschweizer Unternehmen in den kommenden Jahren beschäftigen wird, ist die Förderung der psychischen Gesundheit. Das psychische Wohlbefinden, im Rahmen ­dessen sich die Mitarbeitenden bestmöglich entfalten, erachten die befragten Unternehmen als zentral. Überdies möchten 40  % weitere Entwicklungspotenziale bei der Förderung der Konflikt- und Teamfähigkeit ausschöpfen. Mehr Beachtung wollen sie auch der Verbesserung der körperlichen Fitness beziehungsweise der Bewegungsförderung der Mitarbeitenden schenken.

Weitere Informationen unter www.bgm-ostschweiz.ch.

>>Adrian Giger ist Projektleiter Kompetenzbereich Empirische Datenerhebung/Markt- und Unternehmensanalysen am Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS. Daniel Jordan ist Leiter Kompetenzbereich Empirische Daten­erhebung/Markt- und Unternehmensanalysen am IQB-FHS.