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Brennpunkt

Digitale Reise durch drei Länder

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Nathalie Schoch

Im zweitletzten Semester können Studierende der Sozialen Arbeit ein internationales E-Project durchführen. Maike Schröder absolvierte ein solches Online-Projekt und sammelte dabei wertvolle Erfahrungen.

Es war Maike Schröders Traum, bei einem internationalen Projekt in englischer Sprache dabei zu sein. Die Chance bot sich, als sich die FHS-Studierenden der Sozialen Arbeit im Herbstsemester 2018 im Rahmen eines Moduls für ein E-Project entscheiden konnten. Maike Schröder wählte dieses und begab sich damit auf eine spannende Online-Reise. Zusammen mit einer Kommilitonin und je zwei Studierenden aus der NHL in Leeuwarden und der Universität in Tirana. Ihr Auftrag war es, ein soziales Problem auszuwählen und gemeinsam die landesspezifischen Herausforderungen zu erarbeiten. Die Projektgruppe entschied sich für das Thema «Poverty among youngsters» und nannte sich «The Lucky One’s». Die erste Hürde folgte sogleich: Der Vergleich sozialpolitischer und sozialarbeiterischer Herangehensweisen in den beteiligten Ländern.

Genau darum geht es beim E-Project, dass die Studierenden gesellschaftliche Diskurse ergründen und institutionelle Antworten auf die entsprechenden Herausforderungen suchen. Der Austausch erfolgt ausschliesslich über die Online-Medien, also über Videokonferenzen, Skype und Whatsapp. Erarbeitet wird ein Bericht sowie eine audio-visuelle Produktion. Pro Land gibt es einen Coach.

Anfangs war dieses Projektverfahren eine Kooperation zwischen der NHL in Holland und der GMIT in Irland. Durch das TISSA-Netzwerk kam Ruedi von Fischer, damals Dozent der Sozialen Arbeit an der FHS, mit den beiden Universitäten ins Gespräch. Daraus entstand die Zusammenarbeit mit der Schweiz und die Aufnahme des Online-Projekts. Über dasselbe Netzwerk kam auch Albanien ins Spiel. «Durch diese internationalen Projekte erhalten die Studierenden die Möglichkeit, die Selbstverständlichkeiten im eigenen professionellen Umfeld zu reflektieren sowie neue Ansätze in der Sozialen Arbeit zu diskutieren», sagt Catrina Maag-Capraro vom International Office der Sozialen Arbeit. Ihre Aufgabe ist es, die E-Projects aufzugleisen. Das heisst, mittels Videokonferenzen die Themen zu sammeln und als Coach die FHS-Studierenden zu begleiten und zu unterstützen. Dazu gehört auch die Unterstützung bei der Konfliktlösung innerhalb der Gruppen, die Berichte und Videos zu bewerten und das Projektverfahren mit den Partnerländern zu optimieren.

Wenn aus Armut Reichtum wird

Während ihrer digitalen Reise durch die drei Länder kamen «The Lucky One’s» an Orte, die ihnen bisher verborgen blieben. Sie erfuhren Dinge, die sie nachdenklich stimmten, ihnen aber auch Mut machten. «Ich lernte zum Beispiel, dass Holland viel mehr gegen die Armut unternimmt als die Schweiz, und dass Albanien auf externe Hilfe angewiesen ist», sagt Maike. Sie habe obendrein erfahren, wie die Soziale Arbeit in anderen Ländern funktioniere und neue Fachkenntnisse gewonnen. Durch die Interviews mit namhaften Institutionen habe sie zudem wichtige Kontakte knüpfen können.

Gemeinsames Projekt mit der Ukraine

Bei einem anderen internationalen Projekt spannt die FHS St.Gallen mit der Universität Chernihiv in der Ukraine zusammen. Dabei handelt es sich um ein weltweites Intensivprogramm zum Thema «Soziale Arbeit als Seismograph für Sozialen Wandel und Soziale Bedürfnisse». Finanziert wird das Programm von der Schweizer Agentur für Austausch und Mobilität Movetia.

Unter oben genanntem übergreifendem Thema bearbeiten Wissenschaftler, Dozierende, Professionelle und Studierende beider Hochschulen in Gruppen unterschiedliche Themenfelder. Die Zusammenarbeit startete im Oktober 2018 mit einer viertägigen Expertenkonferenz mit Fokus auf dem Projektmanagement. Im Januar 2019 fuhren zwölf Studierende der FHS St.Gallen in Begleitung der Dozenten Steve Stiehler und Stephan Schlenker für eine einwöchige Studienreise in die Ukraine. Während verschiedener Arbeitssitzungen erarbeiteten sie unterschiedliche Themen des Sozialen Wandels und deren mögliche Anbindung an die Soziale Arbeit. Dazu gehörten: Familie, Jugend, Identität, Armut, Working Poor und Migration. Auf Einladung unserer ukrainischer Partner arbeiteten auch zwei Dozierende und Wissenschaftler sowie vier Studierende aus Gomel in Weissrussland mit. Damit wurde aus einem binationalen ein trinationales Projekt.

Die Studierenden setzen ihre Arbeit bis im Juli 2019 fort. Als Höhepunkt zum Abschluss findet am 4./5. Juli eine internationale Konferenz an der FHS St.Gallen statt, gefolgt von der Summer School für alle beteiligten Studierenden. Ziel der Konferenz ist es, einen multiperspektivischen Ansatz zum Sozialen Wandel aufzuzeigen und die Rolle der Sozialen Arbeit dabei zu veranschaulichen. Rund 60 Wissenschaftler, Dozierende, Professionelle und Studierende aus Chernihiv, Gomel, St.Gallen sowie anderer europäischer Städte werden erwartet.

Initiiert wurde das Movetia-Projekt von Ruedi von Fischer und dem International Office Soziale Arbeit der FHS St.Gallen. Ruedi von Fischer ist im November 2018 unerwartet verstorben. Die Konferenz ist deshalb ihm und seinem unermüdlichen Einsatz für die Internationalisierung der Lehre und internationale Kooperationen gewidmet. Seine Verdienste werden am 4. Juli mit einem festlichen Akt gewürdigt. Mehr Informationen und Anmeldung: www.fhsg.ch/ukraine. (vg/ssc)

Es wird unsere Zukunft sein, dass sich Studierende online und international vernetzen.

Die grösste Herausforderung lag laut Maike im Zeitmanagement. «Wir steckten alle in unterschiedlichen Phasen unseres Studiums. Das erforderte Rücksicht, manchmal auch Geduld und umso mehr Disziplin, dranzubleiben.» Hinzu kamen sprachliche Barrieren. Doch die Projektgruppe zog ein positives Fazit: «I thought it was very special, how well the collaboration went, because we all have a different background and also different cultures», sagt die Studentin aus Holland. Und die albanische Studentin fand: «It was a great and unforgettable experience for me to participate in this project and also for Albania as a small country to be able to activate students in international projects of this kind.» Catrina Maag ist sich sicher, mit E-Projects den Nerv der Zeit zu treffen: «Die Technik ist eine grosse Herausforderung, zugleich aber eine Chance. Denn es wird unsere Zukunft sein, dass sich Studierende online und international vernetzen.»

Letztlich wurde aus der Armut Reichtum: The Lucky One’s konnten ihren Rucksack mit wertvollen Erfahrungen füllen und hatten in der Tat Glück, Teil dieses Projekts gewesen zu sein und neue Freundschaften gewonnen zu haben.

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