20 Jahre FHS St.Gallen – 20 Porträts

Ein interdisziplinärer Grenzgänger

Lea Müller

Er blickt auf bald zwei Jahrzehnte FHS St.Gallen zurück und ist noch kein bisschen betriebsmüde geworden: Urs Sonderegger erfindet seine Rollen immer wieder neu und sucht Herausforderungen. Den grössten Lohn für seine Arbeit als Studiengangsleiter in Wirtschaftsingenieurwesen erhält er einmal im Jahr.

20 Jahre. Urs Sonderegger wirkt selber etwas überrascht ob dieser Zahl und wie schnell die Zeit vergangen ist. Keine Frage, er schätzt die Fachhochschule, aber für ihn ist auch klar: «Wenn ich nicht alle fünf Jahre mein Tätigkeitsgebiet hätte wechseln können, wäre ich nicht schon so lange dabei.» Urs ist einer, der in Bewegung bleibt. Einer, der neue Möglichkeiten als solche erkennt und Chancen ergreift. Dafür ist er auch bereit, ins kalte Wasser zu springen.

Zuletzt hat er das bewiesen, als er vor drei Jahren die Leitung des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen übernahm. Zu einem Zeitpunkt, als die Fusionspläne der OST – Ostschweizer Fachhochschule bereits Formen annahmen und klar war, dass es bei den Studiengängen in Wirtschaftsingenieurwesen grössere Veränderungen geben wird. Doch er wäre nicht er selbst, wenn ihn nicht genau diese Her­ausforderung reizen würde.

Meine grösste Motivation ist, mit jungen Leuten gemeinsam Hindernisse zu überwinden.

Zwischen Technik und Ökonomie

Das «Schnittstellen-Studium» Wirtschaftsingenieurwesen liegt Urs Sonderegger am Herzen, hat er sich doch selber stets für Schnittstellen interessiert. Er ist ein Grenzgänger zwischen Technik und Ökonomie. Während seiner Zeit an der FHS hat der studierte Ingenieur und Wirtschaftsinformatiker in den Fachbereichen Technik und Wirtschaft, in zwei Instituten und drei Studiengängen gearbeitet. Er war am Aufbau des Studiengangs Wirtschaftsinformatik beteiligt und leitete später ebendiesen Vertiefungsbereich im Bachelorstudium Betriebsökonomie. 

Die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit suchte er schon, als er 2001 als Assistent für Technik an der FHS anfing. «Damals war der Austausch zwischen den Standorten noch nicht selbstverständlich», erinnert er sich zurück. «Heute steht die FHS für die Förderung der Interdisziplinarität.» Die Hochschule wäre nicht so weit, hätte Rektor Sebastian Wörwag nicht standhaft an der interdisziplinären Zusammenarbeit festgehalten, sagt Urs und betont: «Mit Blick auf die OST gilt es, die interdisziplinären Verdienste der FHS weiterzuführen.»

Gemeinsam durch Hochs und Tiefs

Urs Sonderegger ist Dozent aus Leidenschaft. Das Unterrichten hat er im Blut, stammt er doch aus einer Lehrerfamilie, wie er schmunzelnd erzählt. «Für mich gibt es keine grössere Motivation, als mit jungen Leuten gemeinsam Hindernisse zu überwinden», sagt der 56-jährige Vater von drei erwachsenen Kindern. Die Studierenden durch die Hochs und Tiefs ihrer Ausbildung begleiten zu dürfen, erachtet er als ein Privileg seiner Arbeit. Der schönste Moment in seinem beruflichen Jahr ist für Urs Sonderegger die Diplomfeier im Herbst, wenn er den Studierenden zum Abschluss gratulieren darf. «Das ist der beste Lohn für meine Arbeit.»