20 Jahre FHS St.Gallen – 20 Porträts

Mit Bauchgefühl und Ordnungssinn

Jasmina Henggeler

Sie war erst zweimal in St.Gallen, bevor sie im Jahr 2016 an der Fachhochschule angefangen hat zu arbeiten. Heute ist es für die gebürtige Zürcher Oberländerin beinahe undenkbar, sich ein Leben ohne «die Welt hinter dem Rickentunnel» vorzustellen: Milena Bieri ist typografische Gestalterin an der FHS St.Gallen.

Ihr entgeht kein Punkt, der fehl am Platz ist: Milena Bieri sitzt an ihrem Arbeitsplatz, 17. Etage, Kommunikationsabteilung, Radio im Ohr. Konzentriert überarbeitet sie das Layout eines Studienführers. Der Job als typografische Gestalterin an der FHS St.Gallen verbindet mehrere ihrer Leidenschaften: visuelles Gestalten, Fotografie, Ordnen von Dingen. Privat ordnet sie meist Bücher, im Berufsalltag perfektioniert der lachend selbst ernannte «Ordnungsfreak» das Layout von Drucksachen. Flyer, Broschüren, Plakate und das Hochschulmagazin «substanz» sind das Spezialgebiet der 36-Jährigen.

«Mich faszinieren Schriften, originelle, durchdachte Layouts und manuelle Drucktechniken», sagt Milena. Sie ist visuell veranlagt und hat ein Auge fürs Detail. Ihren Alltag an der FHS dominieren Fragen nach einer adressatengerechten, optisch ansprechenden Gestaltung. Am liebsten arbeite sie am «substanz»: «Für das Editorial Design hege ich seit jeher eine Vorliebe.» Zudem schätzt sie den keativen Austausch mit dem Redaktionsteam. Er biete Abwechslung im computerlastigen Alltag, wo ihr teils persönlicher Kontakt fehle. Informiert über die Themen und Projekte der FHS ist Milena als Mitglied des Kommunikationsteams dennoch: «Die meisten Kommunikationsmassnahmen gehen früher oder später auch über meinen Tisch.»

Die FHS ist ein riesiges, familiäres ‹Hüsli› mit der Bibliothek im Herzen.

Ort der Wissenserweiterung

Aufgewachsen ist Milena im Zürcher Oberland. Vor Stellenantritt an der FHS war sie erst zweimal in St.Gallen – in der «Welt hinter dem Rickentunnel». Und doch nimmt sie täglich zwei Stunden Arbeitsweg auf sich. «Wegen der Menschen», erklärt Milena. «Man ist freundlich und grüsst sich im Gang. Das möchte ich nicht missen.»

Als Typogestalterin bringt sie nebst Bauchgefühl einen Fundus an Erfahrungen und breitem Fachwissen mit. Zuvor hat die gelernte Fotofachfrau in einer Druckerei und als Freelancer gearbeitet, und kürzlich liess sie sich in «Typography and Print» weiterbilden. «Up-to-date»-Sein ist eine der Herausforderungen in ihrem Job: Täglich kommen neue Funktionen zur Bearbeitung digitaler und analoger Publikationen hinzu. Um dabei gute Ergebnisse zu erzielen, braucht es qualitativ hochwertiges Equipment – etwa einen leistungsstarken Computer oder kalibrierbaren Bildschirm. «Die FHS ist fortschrittlich und modern. Das ist eine ihrer Stärken.»

Eine weitere Stärke sei die Art, wie an der FHS Kultur und Gesellschaft verknüpft werden: durch Kunstausstellungen und die Bibliothek, die öffentlich zugänglich sind. Letztere zählt zu Milenas Lieblingsorten im «Turm». «Die offene, etagenübergreifende Konstruktion verleiht der Bibliothek Charme. Sie strahlt gleichzeitig Wärme, Nähe und Weite aus.» Die Bibliothek sei Ort der Wissenserweiterung und Begegnung. Daher ist für Milena Bieri die FHS «ein riesiges, familiäres ‹Hüsli› – mit der Bibliothek im Herzen».