20 Jahre FHS St.Gallen – 20 Porträts

Die Forscherin, die Kindern eine Stimme gibt

Malolo Kessler

Sie ist gekommen, um zu bleiben: Vor zwölf Jahren zog Mandy Falkenreck von Deutschland in die Schweiz, um eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FHS anzutreten. Heute ist sie Dozentin und Forscherin am Institut für Soziale Arbeit und Räume. Die Erziehungswissenschaftlerin über den bevorstehenden Kulturwechsel, über Werte, Widerstand und Worthülsen.

Wie wachsen Kinder heute auf? Und wie können sie optimal begleitet werden? Diese Fragen beschäftigen Mandy Falkenreck schon fast ihr ganzes Leben – und seit zwölf Jahren an der FHS. Die 40-jährige Dozentin und Forscherin arbeitet am Institut für Soziale Arbeit und Räume und hat dort die Co-Leitung des Themenschwerpunkts «Aufwachsen und Bildung» inne.

Sie selbst ist im Ruhrgebiet aufgewachsen und hat an den Universitäten Dortmund, Edinburgh und Tübingen Erziehungswissenschaften studiert, bevor sie 2008 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in St.Gallen anfing. «Weil ich mich an der FHS weiterentwickeln konnte, bin ich heute noch hier», erzählt Mandy Falkenreck. Sie spricht schnell, engagiert. «Auch das Institut hat sich enorm entwickelt.» Heute ist es spezialisiert darauf, in Forschung und Dienstleistungen immer auch die Sicht der Adressatinnen und Adressaten einzubeziehen. «Kinder sind also nicht bloss Forschungsobjekte, sondern wir forschen mit ihnen und beziehen ihre Perspektive systematisch mit ein.» In der Gesellschaft hat Kindheit als Lebensphase in den letzten Jahrzehnten laut Mandy Falkenreck eine grosse Aufwertung erfahren. Persönlich habe sie das Thema schon früh gepackt: «Kinder gehören zur vulnerabelsten Gruppe der Gesellschaft. Sie weisen eine hohe Abhängigkeit von Erwachsenen auf, die sie unterstützen und fördern. Wie das in pädagogischen Beziehungen konkret geschieht oder geschehen könnte, finde ich extrem spannend.»

Veränderung gehört dazu

Um diesem Thema auf den Grund zu gehen, habe sie mit der FHS genau den richtigen Ort gefunden. An der Hochschule schätzt Mandy Falkenreck insbesondere die stetige Arbeit an Werten: «Wir leben für Werte, die uns wichtig sind, beispielsweise interdisziplinäres Arbeiten. Das sind keine reinen Worthülsen, sondern es wird wirklich versucht, die Werte mit Inhalten zu füllen, hierfür werden Denk- und Dialogräume geschaffen.» Die Hochschule zeichne sich dadurch aus, dass sie sich einen gesellschaftlichen Auftrag gebe. «Die FHS bringt sich ein, mischt mit, leistet auch mal Widerstand.»

Dass mit der OST – Ostschweizer Fachhochschule nun etwas Neues kommt, ist für die Dozentin nichts, was ihr Sorgen macht: «Ich war schon dabei, als wir den Turm bezogen haben, solche Veränderungsprozesse gehören dazu», sagt sie, lacht. Sie sei aber gespannt auf den Kulturwechsel, den die neue Organisationsstruktur mit sich bringe, ebenso auf die Herausforderung der institutionellen Nähe trotz räumlicher Distanz. Und obschon ihr Wechsel vertraut sind, ein Abschiedsprozess finde dennoch statt: «Ich habe schliesslich zwölf Jahre meines Lebens an der FHS verbracht – nun freue ich mich aber, Teil der OST zu werden.» 

Die FHS bringt sich ein, mischt mit, leistet auch mal Widerstand.