Ausblick

Aus Drei wird Eins

Willi Meissner/Lea Müller

Die Fachhochschulen FHS St.Gallen, HSR Rapperswil und NTB Buchs schliessen sich per 1. September 2020 zur OST – Ostschweizer Fachhochschule zusammen. Ein Gespräch mit Rektor Daniel Seelhofer über seine Antritts­besuche, die Bedeutung von Fachhochschulen für die Ostschweiz und seine ­persönlichen Ziele als Rektor.

Sie sind mit dem Ziel angetreten, jede Hand an der FHS, HSR und NTB mindestens einmal zu schütteln. Haben Sie es geschafft?
Daniel Seelhofer: Noch nicht ganz, leider. Ich habe bisher etwa 95% der zukünftigen OST-Mitarbeitenden kennenlernen dürfen. Ob ich die restlichen Hände auch noch schütteln darf, wird sich zeigen, Händeschütteln ist ja aktuell etwas schwierig. Auf jeden Fall hat sich an meinem Anspruch nichts geändert, möglichst alle Mitarbeitenden persönlich zu kennen. Einerseits aus Respekt gegenüber der Person, und andererseits ist das Kennen der Personen auch Voraussetzung dafür, die geeigneten Leute für Aufgaben an der richtigen Stelle gewinnen zu können.

Welche Synergien und gegenseitigen «Verstärker» haben Sie bei Ihren Antrittsbesuchen in St.Gallen, Rapperswil und Buchs erkannt?
Seelhofer: An allen Standorten hat mich der ausgeprägte Berufsstolz auf allen Stufen sehr beeindruckt. Auch eine ausgesprochene Qualitäts- und Zielorientierung war allgemein festzustellen. Dies stimmt mich positiv für die kommende, intensive Zeit des OST-Starts. Die Standorte ergänzen sich exzellent. Durch den Zusammenschluss wird unser Leistungsportfolio abgerundeter und noch interessanter.

Drei Standorte, eine Hochschule. Wie wird das in der Praxis funktionieren?
Seelhofer: Wir sind ja nicht die einzige Hochschule, die sich mit dieser Situation arrangieren muss. Wichtig wird der departements- und standortübergreifende Austausch. Auf Stufe der Hochschulleitung rotieren wir für die Hochschulleitungssitzungen zum Beispiel zwischen den Standorten. Bei Projektsitzungen funktioniert dies schon fast selbstverständlich. Zukünftig werden wir auch vermehrt standortübergreifende Studiengänge haben. Wichtig sein wird auf jeden Fall, dass für die Mitarbeitenden die Spielregeln für standortübergreifendes Arbeiten fair sind. Jeder Standort wird innerhalb der grösseren OST-Kultur, die sich mit der Zeit entwickeln wird, wohl auch eine gewisse eigenständige Kultur behalten. Das ist normal und macht das standortübergreifende Arbeiten ja auch interessant.

Das neue OST-Magazin

Ab 2021 wird ein gemeinsames Hochschulmagazin die bisherigen Magazine der FHS St.Gallen, HSR Rapperswil und NTB Buchs ablösen. Wir freuen uns, Sie weiterhin zu unseren Leserinnen und Lesern zählen zu dürfen.

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Wenn Sie die gesamte neue OST als eine Person beschreiben müssten – welche Eigenschaften hätte sie?
Seelhofer: Sie hat ein hohes Qualitätsbewusstsein, ist sehr pflichtbewusst gegenüber ihren Anspruchsgruppen und hochkompetent. Sie ist aber auch noch etwas scheu und unsicher und darf ruhig noch mehr Selbstvertrauen entwickeln und die eigenen Stärken noch proaktiver nach aussen kommunizieren.

Was muss eine Fachhochschule wie die OST leisten? Welche Bedeutung hat sie für die Wirtschaft und die Gesellschaft?
Seelhofer: Eine Fachhochschule schafft Lösungen. Im Gegensatz zu einer Universität, die oft auch Grundlagenforschung betreibt, deren Nutzen möglicherweise erst in der Zukunft klar wird, ist eine Fachhochschule inhärent anwendungsorientiert. Dies zieht sich durch alle Leistungsbereiche hindurch. Sie befähigt Studierende, direkt in anspruchsvolle Berufe einzusteigen. Die hohe Quote an Studierenden der OST, die unmittelbar nach dem Studium eine Stelle finden, spricht Bände. Die anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung – der Name sagt es schon – sowie die Dienstleistungen stellen konkrete Problemlösungen in den Vordergrund. Somit schafft eine Fachhochschule einen sehr direkten Nutzen für die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft und hat eine dementsprechend hohe Bedeutung, gerade auch für die Ostschweiz als eher strukturschwache Region.

Die OST startet mit vielen Zielen. Sie will wachsen, internationaler werden und eine aktive Lösung für den Fachkräftemangel in der Ostschweiz sein. Was sind Ihre persönlichen Ziele als Rektor?
Seelhofer: Ich habe die Vision einer fairen, transparenten Fachhochschule, an der die Mitarbeitenden mit Herzblut und Professionalität bei der Sache sind, an der alle am gleichen Strang ziehen und sich gegenseitig Vertrauen und Verständnis entgegenbringen. Studierende sollen im Nachhinein zurückblicken und sagen: «Das war es wirklich wert!». Und Kunden sowie Forschungspartner sollen so zufrieden sein, dass sie möglichst immer wieder mit uns zusammenarbeiten.

Die Fachhochschule schafft einen sehr direkten Nutzen für die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft und hat eine dementsprechend hohe Bedeutung, gerade auch für die Ostschweiz als eher strukturschwache Region.

 

Welche Rolle spielt das Studienangebot bei der Wachstumsstrategie?
Seelhofer: Eine sehr zentrale. Eine Hochschule lebt von starken Studiengängen und Instituten. Wachstum kann auf mehrere Arten erfolgen: durch neue Studiengänge, durch das Anbieten von bestehenden Studiengängen an weiteren Standorten sowie durch das bessere Auslasten bestehender Studiengänge. Die OST hat hervorragende, teilweise schweizweit führende Studiengänge, die alle von hochkompetenten Studiengangleitungen geführt werden. Wenn es also eine einfache Lösung für die bessere Auslastung gäbe, wäre diese sicher schon gefunden worden. Eine bessere Auslastung bleibt natürlich weiterhin ein wichtiges Ziel, jedoch werden wir im Rahmen des Markterweiterungsprojekts insbesondere auch neue Einzugsgebiete zu erschliessen suchen.

Die Forschung startet mit einem etablierten Partnernetzwerk und vielseitigen Kompetenzen. Wie soll sich die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickeln?
Seelhofer: Wir starten von einer sehr starken Position aus. Die Institute der OST sind exzellent aufgestellt. Wichtig wird weiterhin ein sehr enger, kontinuierlicher Austausch mit der Politik und Wirtschaft, aber auch mit Exponenten der Gesellschaft als Ganzes sein. Hier wird es in der weiteren Entwicklung zentral sein, die Synergien und erweiterten Kompetenzen, die sich aus dem Zusammenschluss ergeben, zum Nutzen unserer Partner und Kunden einsetzen zu können.

Die ersten OST-Studierenden werden 2023 abschliessen. Wie wertvoll wird das OST-Diplom sein?
Seelhofer: So wertvoll wie jedes Fachhochschuldiplom: Es ist eine starke Basis. Entscheidend ist aber, was die Studentin oder der Student danach daraus macht. Die OST startet als neue Marke und muss sehr gut arbeiten, um den exzellenten Ruf ihrer Vorgängerinstitutionen weiterentwickeln zu können. Den Wert des OST-Diploms müssen wir unseren Anspruchsgruppen möglichst rasch und klar näherbringen.

Wenn die Leute in fünf Jahren über die OST reden – woran erkennen Sie, dass wir gut gearbeitet haben?
Seelhofer: Man wird dann hoffentlich nicht über die Fusion, sondern über die glaubwürdig wahrgenommenen Stärken und Leistungen der OST sprechen. Dann haben wir alle unseren Job gut gemacht. Am Schluss stehen die Studierenden, Kunden und Partner sowie nach innen die Mitarbeitenden im Zentrum.