20 Jahre FHS St.Gallen – 20 Porträts

Eine Brücke in eine globale Welt

Andrea Sterchi

Mehr als Grammatik: Esther Giger Robinson vermittelt als Fachverantwortliche im Fachbereich Wirtschaft «English for Professional Communication». Und als Co-Leiterin des International Office unterstützt sie Studierende und Dozierende bei Auslandaufenthalten. Ihr Leben ist aber nicht nur beruflich international.

Bildmächtige und eigenwillige Verse von Wallace Stevens oder Emily Dickinson hier, nüchterne und abstrakte Wörter wie «claims» oder «liability» dort: Was haben US-amerikanische Lyrik und Business English gemeinsam? «Nichts», lacht Esther Giger Robinson, die ihren Doktor in Anglistik/Amerikanistik gemacht hat. «Aber für mich ergänzen sich beide Bereiche perfekt.» Die Literatur könne einen die Welt auf eine spezielle Art neu sehen und erleben lassen. In ihr habe der grenzüberschreitende Austausch immer eine grosse Rolle gespielt.

Auch Business English öffnet als Sprache der internationalen Unternehmenswelt Türen und überschreitet kulturelle Grenzen. Das Büffeln von Grammatik und Vokabeln reicht heute aber nicht mehr. «Der Englisch-Unterricht hat sich stark verändert», sagt Esther. Heute liegt der Fokus auf angewandter Kommunikation. Es geht darum, sich erfolgreich im internationalen Umfeld verständigen zu können, von der Business-Präsentation über Informationen für Mitarbeitende bis zum Überbringen schlechter Nachrichten.

Heute muss man sich erfolgreich im internationalen Umfeld verständigen können.

Die Vielfalt der Sprache

2004 bewarb sich Esther Giger Robinson auf gut Glück an der FHS und erhielt den Job – allerdings einen anderen, als sie im Auge gehabt hatte. Zunächst unterrichtete sie Deutsch, 2008 wechselte sie als Fachverantwortliche Englisch in ihr «Stammgebiet». Seither unterrichtet sie «English for Academic Purposes» und entwickelt mit ihren Kolleginnen das Englischangebot weiter. Ist Englisch für sie die reizvollere Sprache? Sie möge die grosse Vielfalt an Ausdrucks- und Differenzierungsmöglichkeiten. «Weil wir uns heute auf die Alltags- und Berufskommunikation fokussieren, geht das manchmal vergessen», sagt sie. Darum kehre sie immer wieder so gerne zu den Klassikern zurück. Zudem sei Englisch eine dynamische Sprache, derzeit sehe man eine rasche Entwicklung hin zu «International English» als globale Brückensprache.

Seit 2015 ist die 56-Jährige zudem Co-Leiterin des International Office. Sie hilft mit beim Aufbau und der Pflege von Partnerschaften mit anderen Hochschulen, vertritt die FHS an internationalen Konferenzen, berät Masterstudierende bei Auslandaufenthalten und organisiert den Faculty Exchange. Das Internationale ist für sie nichts Aussergewöhnliches. Im Gegenteil: «Mein ganzes Leben ist international geprägt. Angefangen vom Studium über den Job bis zu meinen familiären Bindungen und meinem Freundeskreis.»

Persönlich und inspirierend

Ihr gefällt die Arbeit mit jungen Leuten. Für sie einen guten Job zu machen, ist ihr das Wichtigste. An der FHS mag sie die positive Grundstimmung. «Sie ist eine persönliche Hochschule, man kennt sich. Hier arbeiten enorm engagierte Menschen. Das finde ich inspirierend.»