20 Jahre FHS St.Gallen – 20 Porträts

Wissenschaftler am Puls der Gemeinden

Nina Rudnicki

Patrick Aeschlimann ist seit 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostschweizer Zentrum für Gemeinden tätig. Dass er eines Tages an einer Hochschule arbeiten würde, hätte sich der ehemalige Journalist nach dem Studium nicht vorstellen können.

Der demografische Wandel stellt Gemeinden vor Herausforderungen: In Zeiten von zunehmender Digitalisierung und Mobilität braucht es neue Ansätze für die kommunale Politik. Wie gelingt es, die Bevölkerung in Entwicklungsprozesse besser einzubinden? Wie können Gemeinden mit ihren Einwohnerinnen und Einwohnern kommunizieren, wenn der Lokaljournalismus wegfällt? «Antworten auf diese Fragen zu finden, machen meine Arbeit interessant», sagt Patrick Aeschlimann. Seit gut einem Jahr arbeitet der 36-Jährige am Ostschweizer Zentrum für Gemeinden OZG-FHS. Die Ostschweiz sei für ihn eine der spannendsten Gemeindelandschaften in der Schweiz: «Eine solche Diversität an kleinen und grossen, urbanen und ländlichen Gemeinden auf so kleinem Raum findet sich kaum irgendwo sonst.»

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter erforscht und berät er Gemeinden beispielsweise im Bereich New Work. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich Gemeinden mit neuen Arbeitsformen für die Zukunft wappnen können und als Arbeitgeberin attraktiv bleiben. Ein weiterer Schwerpunkt ist, wie Gemeinden mit der Bevölkerung kommunizieren und partizipative Prozesse gestalten können.

Wie aus dem Nichts entstehen die spannendsten Gespräche.

Vom Journalismus zur Forschung

Für seine Arbeit pendelt Patrick Aeschlimann aus Rüschlikon am Zürichsee nach St.Gallen. An seinem Job gefällt ihm, dass er direkt an Veränderungsprozessen beteiligt ist. «Dabei habe ich mir eine Tätigkeit an einer Hochschule lange gar nicht vorstellen können. Für mich war klar, dass ich nach meinem universitären Studium der Politikwissenschaft nicht in der Forschung würde arbeiten wollen. Eine wissenschaftliche Karriere erschien mir damals zu praxisfern», sagt er. Vor seinem Eintritt in die FHS arbeitete er als Chefredaktor beim Kommunalmagazin. Dort schrieb er vor allem über politische Entwicklungen in den Gemeinden sowie die digitale Transformation verschiedener Lebensbereiche. «Als Journalist berichtete ich zwar über die verschiedenen Lösungsansätze, war aber nie an deren Erarbeitung beteiligt», sagt er. Als er die ausgeschriebene Stelle am Ostschweizer Zentrum für Gemeinden sah, war für ihn sofort klar, dass er diesen Job haben wollte – und dass ihn die Wissenschaft so praxisnah und am Puls der Gemeinden doch würde begeistern können.

Den beruflichen Wechsel hat Patrick Aeschlimann nicht bereut. Nebst seinem Forschungsgebiet ist dafür vor allem Zwischenmenschliches ausschlaggebend. «Für mich sind es die Menschen, die die FHS ausmachen», sagt er. «Ob in der Kaffeepause, beim Weihnachtsessen oder im Lift, wie aus dem Nichts entstehen die überraschendsten Gespräche.» Auf einmal diskutierten ein Sozialpädagoge und eine Physikerin oder eine Professorin und ein Student über ein und dasselbe Thema. «So ergeben sich ganz neue Sichtweisen. Dies täglich erleben zu dürfen, ist für mich einzigartig.»